Folge 151: Nachholspiel auf Tour – Behind the Scenes

Plötzlich war da Applaus und Lampenfieber. Auf einmal waren da einfache Lacher und direkte Reaktionen aus dem Publikum. Doch was ist von unserem kurzen Podcast-Rockstar-Life hängen geblieben? Heile Hotelzimmer, der abartige Krabbeldiewandnuff-Schnaps in Bremen und dann vor allem ihr! Seit 150 Folgen haltet ihr uns schon die Treue. Es wurde höchste Zeit, euch persönlich kennenzulernen und eure Geschichte zu hören. Ihr habt mit uns auf dem Ohr 20 Kilo abgenommen, euren Urlaub in Holland extra für unseren Auftritt unterbrochen oder eine lange Anreise mit Urlaubsantrag und Hotelzimmer auf euch genommen. Wir sind überwältigt!
Berlin, Bremen, Hamburg, Köln, München – die Nachholspiel-Zeitmaschine legte über 2000 Kilometer zurück und wurde zwischenzeitlich nur durch das Navi (spielte vom ersten Tag an gegen uns) oder das automatische Bremssystem ausgebremst („Olli, die Ampel steht auf rot!“). Lucas Vogelsang, Philipp Bargfrede, Oke Göttlich/Ole Zeisler, die Rudelbildung und schließlich Uli Köhler. Mit diesen Gefährten hätten wir eine ganze Schubkarre Ringe nach Mordor gebracht. Und dann waren da noch Familie, Freunde und ihr als Schwimmflügel bei unserem Sprung ins kalte Wasser. Am Ende war es gar nicht soooo kalt, vielmehr herzerwärmend. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.

Folge 150: Derby, Digga! (Gäste: Oke Göttlich und Ole Zeisler)

Nachholspiel ist auf Deutschland-Tour und meldet sich aus dem Haus73 in Hamburg. Das ewige Stadtduell hat so viel Geschichte hervorgebracht und spaltet die Stadt bis heute. St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich und „Doppelsechs“-Herausgeber Ole Zeisler fläzen sich zu uns auf die Couch, kommen ins Schnacken und Schwärmen. Große Derby-Feelings bei Bier und Nüsschen. Ein besonderer Abend mit besonderen Anekdoten. Uwe Seeler mit Totenkopf-Kappe, Gerald Asamoah bei Hesburger und Oke mit Omas gegen Rechts auf großer Hafenrundfahrt.

Folge 149: Es ist nicht alles „Golden Goal“, was glänzt

Wenn ein K.o.-Spiel nach 90 Minuten nicht entschieden ist, geht es in die Verlängerung. Dann kannst du zum Kühlschrank schleichen, deine Fingernägel abkauen oder parallel bei Twitter über den Spannungsgehalt der Partie lästern. Erst nach 120 Minuten ist Schluss, wenn immer noch kein Sieger feststeht und du kaum noch Fingernägel hast, verliert England im Elfmeterschießen. Das war den heiligen Regelhütern des Fußballs irgendwann zu langweilig. Also kamen die weisen Herren auf die Idee, das Golden Goal einzuführen und plötzlich war Deutschland 1996 schon in der 95. Minute Europameister. Hold my Bierhoff! Eine Erfolgsgeschichte. Für ihn, für die neue Regelung eher weniger. Aus Angst vor der schnellen Entscheidung stellten sich in der Folge beide Mannschaften einfach hinten rein. Unterhaltungswert? Geht so! Die UEFA versuchte es zwischenzeitlich noch mit dem Silver Goal, bis 2004 auch das wieder abgeschafft wurde. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Diese Folge ist eine Grundsatzdiskussion. Wie viel Spannung kann der Fan ertragen? Warum nicht gleich ins Elfmeterschießen? Und denkt auch mal jemand an die liebe Kommerzialisierung des Fußballs? Nachholspiel stellt sich nicht hinten rein, sondern diskutiert mit offenem Visier und das in 52 Minuten ohne Verlängerung. Das ergibt vielleicht keinen Sinn, das Golden Goal am Ende ja aber irgendwie auch nicht, oder doch?!

Folge 148: Ronaldo – O Fenômeno

Die Welt kannte ihn sofort. Er war wie ein kometenhafter Einschlag auf dem Fußball-Planeten. Brasilien hatte schon Pelé und Zico, doch es sollte noch Ronaldo geben. Sein Antritt, seine Dribblings, sein Abschluss – er machte Dinge mit dem Ball, die bis dahin unvorstellbar waren. Weltmeister und der Wechsel nach Europa mit 17, Superstar beim FC Barcelona mit 19. Bei Inter wurde er mit 20 schon zur Legende, etwas später in Madrid zu einem Galaktischen. Ronaldo, die Maschine mit dem allzu menschlichen Körper. Die Patellasehne seine Achillesferse. Nach 17 Monaten Verletzungspause bezwang der brasilianische Fußballgott bei seiner Wiedergeburt den Titan mit einem Haarfetzen als Heiligenschein. Auch das war Ronaldo: charismatisch, ein bisschen verrückt und unberechenbar. Als nahbarer Präsident des unscheinbaren spanischen Klubs Real Valladolid scheinen die Jahre des besten Angreifers der Welt so weit weg zu sein, dabei wird sein Denkmal täglich gefühlt größer. Bei FIFA 23 hätte er sicher noch die 99er-Bewertung! Bei Nachholspiel ist der Name Ronaldo schon oft gefallen, selten der des „Echten“. Ein Phänomen ist eben einzigartig und deshalb brauchte es für diese Größe eine eigene Legenden-Folge.

Folge 147: Der Doppelpass – bei Anruf Hoeneß (Gast: Rudi Brückner, feat. Pit Gottschalk)

Der Uli hat hat oft eine kurze Leitung, bei Deutschlands erfolgreichstem Fußball-Talk hängt die Abteilung Attacke aber auch gerne mal in der Warteschleife. Ob am Telefon oder live in der Sendung – beim Doppelpass wird Klartext gesprochen. Für die einen ist der „Stammtisch“ in der Zeit stehengeblieben, für die anderen ist er sonntags ab 11 Uhr heiliger als der Besuch in der Kirche. Seit fast 30 Jahren wird diskutiert, gelacht und gestritten, oft auch gegrunzt. Tatsächlich: ein Phrasenschwein sorgt für das Sprachniveau. Unter #dopa wird bei Twitter schon mehr unter der Gürtellinie geschossen. Nicht divers genug, immer nur Bayern und Dortmund. Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk erklärt Nachholspiel die Herausforderungen der Gegenwart und malt den künftigen Kurs des Sender-Flaggschiffs auf. Was bleibt, ist das Hotel am Flughafen, aus dem schon immer gesendet wurde. Für die vielen Egos der Bundesliga hin und wieder zu klein. Rudi Brückner moderierte am 3. September 1995 die erste Ausgabe und überstand rhetorische Größen wie Assauer, Lienen, Meier und eben einen gewissen Uli Hoeneß im Zuge der Daum-Affäre am Dopafon. Die Moderatoren wurden gewechselt, doch die Sendungsgeschichte wiederholt sich. Bei Anruf Hoeneß: Andreas Rettig hätte wohl einfach klingeln lassen.

Folge 146: Zieht den Bayern die Lederhosen an! (Gast: Lucas Vogelsang)

Warum immer ausziehen? Der FC Bayern hat auch schon in Tracht Prügel kassiert. Der traditionelle Wiesn-Besuch des Rekordmeisters ist für den Boulevard wie eine prall gefüllte Maß mit königlicher Schaumkrone, am Ende ist es aber wie für den normalen Zelt-Gast ein Krug mit nur halbem Inhalt. Die festliche dritte Halbzeit der Superstars wurde aber tatsächlich aufgrund schlechter Ergebnisse einmal abgesagt. „Ja, seid’s ihr narrisch?“ fragte der Sponsor. „Ne, Nerlinger“, antwortete der Verein.
Nachholspiel geht mit leichtem Wiesn-Kater in die Folge, kann sich zum Glück auf den stets redegewandten Lucas Vogelsang verlassen und seine besonderen Beobachtungen eines multikulturellen Kulturschocks – zumindest für manchen Bayern-Profi und den Berliner am Telefon. „O‘zapft is“ heißt es diesmal nicht nur fürs Fass, sondern für das ganze bunte, bierselige Spektakel drumherum. Eine Diskussionsrunde, die tiefer geht als die Zunge von Stefan Effenberg und die eine Wiesn-Elf hervorbringt, die raucht, abräumt und mit drei Maß intus besser deutsch spricht als wir alle vier zusammen.

Folge 145: FC Bayern 1991/92 – die schlechteste Saison ever (Gast: Karlheinz Wild)

In einem Land vor unserer Zeit gab es Abstiegssorgen an der Säbener Straße! Heutige Vereinslegenden wie Jupp Heynckes, Stefan Effenberg, Karl-Heinz Rummenigge oder Franz Beckenbauer hätten es tatsächlich fast verkackt. Die “Super-Bayern” hatten Krise, aber so richtig. Zweitrunden-Aus im Pokal und Uefa Cup gegen Endgegner wie FC 08 Homburg und Boldklubben 1903. Drei verschiedene Trainer, von denen der letzte auch noch der spätere “Chief of Rumpelfußballer” Erich Ribbeck sein sollte. Mit den abgewanderten Weltmeistern Augenthaler, Kohler und Reuter verschwand auch die Hierarchie. Eine Mannschaft wie ein Charity-Kick: Kreuzer, Ziege, Labbadia, zwischenzeitlich stand übrigens auch noch Toni Schumacher im Bayern-Tor. Am Ende wurde es Platz 10, fünf Punkte vor den Abstiegsrängen. Nachholspiel bekommt vor Schnappatmung W-Fragen-Schluckauf: wer, was, warum…?!? Kicker-Koryphäe Karlheinz „Carlo“ Wild hat die Antworten und Anekdoten, „die wo nur“ der FC Bayern schreibt. Eine Saison, ein Verhalten, spannend und lustig wie unsere liebsten Kinderbücher. Uli und die Detektive, Bernado und die Vorstadtkrokodile und natürlich Erich und die Steilpässe von Belgrad.

Folge 144: Team 2006 – Eine Frage der Ehre…und Selbstreflexion (Gast: Simon Cziommer)

Wir haben schon so viel über die Entwicklung des deutschen Fußballs in den frühen 2000er Jahren gesprochen und dabei doch glatt die wahren Helden aus der dritten Reihe vergessen: Das unbekannte DFB-Kapitel zwischen Rumpelfußballern, Sommermärchen und Maracana. Die Sternchen des damals dreimaligen Weltmeisters, die Avengers light – Namen wie Frank Fahrenhorst, Ingo Hertzsch oder eben Simon Cziommer. Der war mal bei Schalke, hierzulande kennt ihn aber eigentlich keiner. In den Niederlanden ist er dagegen ein Star. Eredivisie durchgespielt, in Österreich Meisterschaften mit RB Salzburg gefeiert und die Europa League mit zwei Vereinen mitgenommen. Heute ist er Spielerberater und gefragter TV-Experte. Das Team 2006 hat seiner Karriere nicht geschadet, in den WM-Kader hat es ihn aber auch nicht katapultiert. Zwischen 2002 und 2005 wurden 73 Spieler eingesetzt, 25 von ihnen schafften immerhin ein Spiel für die A-Nationalmannschaft. Hatte das Projekt Konzept oder nur Kultcharakter? Die meisten der vermeintlichen Hoffnungsträger sind in den Fußball-Niederungen versunken. Selten hatten wir so einen selbstreflektierten Gast, der Nachholspiel nicht nur erstmals zum Schweigen sondern auch sehr oft zum Lachen gebracht hat.

Folge 143: Old Firm – League of Legends

Es soll das brisanteste Derby der Welt sein, blutig war es in seiner Historie in jedem Fall. Celtic gegen die Rangers ist Glasgows pulsierende Lebensader, der schottisch hochprozentige Exportschlager, der mit über 400 Duellen wie ein gut gereifter Whisky daherkommt. Old Firm ist eine politisch, religiös und sozialgesellschaftlich aufgeladene Schlacht, wie sie William Wallace geliebt hätte. Nur das mit seinem luftigen Schottenrock hätte nicht gepasst. Während die Celtic-Fans größtenteils Katholiken sind und dem irischen Republikanismus anhängen, sind die Rangers eher protestantisch geprägt und politisch beim Union Jack. Die schottische Fahne sieht man in den rivalisierenden Blöcken eher weniger. Nachholspiel in Derbystimmung und mit dem großen Vergleich der Erzfeinde. Es wird episch und emotional. Fußball ist speziell in Glasgow Geschichte, deshalb reden wir diesmal besonders gerne darüber.

Folge 142: Thierry Henry – Le Fantastique

Der Name klingt so elegant wie sein Spielstil. Alles hat beim Rekordtorschützen des FC Arsenal so einfach ausgesehen. Sein Gang, sein Dribbling, das Tor und der anschließende Jubel vor den engen Tribünen in Highbury. Henry, die menschgewordene Kanonenkugel der „Gunners“, die den gegnerischen Strafraum mit Geschwindigkeit und Schusspräzision sprengte. Vergleiche mit anderen ergeben keinen Sinn. Zwei Meisterschaften und drei Pokalsiege bescherten ihm in London eine lebensgroße Statue, seinen Nachfolgern dagegen riesengroße Fußstapfen, in die bis heute keiner passen möchte. Henry und Arsenal sind eine Liebes- und Legendenbeziehung. Gewonnen hat er alles, mit Empathie, Witz und Intelligenz vor allem die Herzen aller Fußballfans. Nur in Irland würde man die „Hand of Frog“ wohl noch heute gerne im Teich versenken. Henry wurde mit Frankreich Welt- und Europameister, er holte die Champions League mit Barcelona und ließ nebenbei sogar Lionel Messi noch um wenige Zentimeter wachsen. Er war Trainer, er hat mit Mario Gin Tonic getrunken und doch denken wir immer wieder zurück an die strahlende Rückennummer 14 des FC Arsenal. Er kam am Ende seiner Karriere noch einmal zurück – und das ist streng genommen die beste Geschichte in dieser Folge.