Folge 141: Die legendäre Sky-Konferenz – ein Käfig voller Helden (Gast: Michael Leopold)

Vor 22 Jahren haben sich ein paar Herren mehrere Wochen in kleine Räume eingesperrt und immer wieder das gleiche Fußballspiel kommentiert. Aus dem sogenannten “Trainingslager” sollte später die preisgekrönte Bundesliga-Konferenz entstehen. Erst auf Premiere, heute bei Sky. Das Original diente seither zahlreichen Sport-Produktionen und –Übertragungen weltweit als Vorbild. Michael Leopold gehört zu den Kommentatoren-Pionieren, die den Live-Fußball im Fernsehen bahnbrechend verändert haben. Früher hat er „Tooooor“ geschrien, inzwischen muss er als Moderator der Sendung den Überblick behalten. Zur Abwechslung hat sich “Leo” auf ein Glas Wein ins muckelige Nachholspiel-Studio gesetzt und mit uns sehr launig über “Tore in Ismaning” und einschläfernden Nullnummern bei Rosenborg Trondheim gesprochen. Warum er nicht nur ein Gespür für Tore, sondern auch für Schnee hat und wie Thomas Wagner mit Blinddarmbruch kommentiert? Wir sagen ganz unbescheiden: #141 ist eine unserer besten.

Folge 140: Das aktuelle Sportstudio – drei unten, drei oben (Gast: Jochen Breyer)

Du kannst Weltmeister*in werden oder x-mal die Champions League gewinnen – sechs Treffer an der legendären Torwand sind bis heute unerreicht. In der zerstückelten Pay-TV-Welt des Fußballs hat das Sportstudio im ZDF noch einen exklusiven Wiedererkennungswert – auch wenn Mario Basler ihn einst fast zu Kleinholz geschossen hätte. Die Sendung hat Fernsehgeschichte geschrieben, weil sie wie das Leben ist: live und unvorhersehbar.
Beim Streit zwischen Christoph Daum und Uli Hoeneß hat irgendwann jedes Wohnzimmer mitgegrölt, der Affe und die Perücke sind ein zeitloser Lachkrampf und der schweigende Boxer vielleicht das Lehrstück der souveränen „Interviewführung“.
Große Momente moderiert von großen Namen: Harry Valérien, Dieter Kürten, Günther Jauch, Michael Steinbrecher. Dessen Nachfolger Jochen Breyer saß als Kind im Pyjama und mit Sandwiches jeden Samstag staunend vor dem Fernseher. Als 30-Jähriger stand er in der WG-Küche, als der Anruf kam, ob er die bekannteste deutsche Sportsendung moderieren möchte. Da musste er sich kurz setzen. Vom Kinderzimmer in die Königsklasse. Der Sandwichmaker begleitet ihn bildlich gesprochen bis heute, kann es für seine Interviewgäste im Gespräch doch teils sehr heiß und eng werden. Breyer geht dahin, wo es wehtut und verkörpert den investigativen, sportpolitischen und sozialkritischen Wert des aktuellen Sportstudios. Er hat auch schon einen folgenschweren Fehler gemacht, Stichwort Hopp. Aber auch das ist live, alles echt und Mensch ist eben immer noch Mensch – das Erfolgsrezept geht in die 60. Saison.
Freunde, wir sind endlich zurück aus der Sommerpause, mit Emails von Günther Jauch, einem frustrierten Stefan Raab und dem Rollentausch der Woche: Jochen Breyer im Nachholspiel-Kreuzverhör.

Folge 139: Andrés Escobar – Zur falschen Zeit am falschen Ort

Das Eigentor des kolumbianischen Verteidigers Andrés Escobar am 22. Juni im zweiten Vorrundenspiel der WM 94‘ gegen Gastgeber USA ist das verhängnisvollste der Fußballgeschichte. Kolumbien verpasst das Achtelfinale, zehn Tage später wird Escobar in seiner Heimatstadt Medellin auf dem Parkplatz eines Nachtclubs erschossen. Ein kausaler Zusammenhang ist nicht belegbar. In einem von Drogenkriminalität verseuchten Land, in dem der Fußball das gebeutelte Volk stolz und die Drogenbosse noch reicher machen sollte, ist der Verdacht allerdings naheliegend. Der große Pelé hatte die Nationalmannschaft zum WM-Geheimfavoriten ausgerufen. Die Erwartungshaltung aufgeblasen, der Fußball vollgepumpt mit Drogengeld. Escobar war mit seinen 27 Jahren Anführer und Hoffnungsträger einer goldenen Generation. Ein Team wie ein Panini-Legendentreffen: Carlos Valderrama, Adolfo Valencia, Faustino Asprilla. Escobar galt als Gentleman aus gutem Hause, der in seiner Spielweise an Franz Beckenbauer erinnerte und beim AC Mailand eine große Zukunft vor sich haben sollte. Am Morgen des 2. Juli 1994 wurde dieser Traum von 12 Schüssen zerstört.
Aus Nachholspiel wird Narcos. Wir sprechen vor der Sommerpause über ein sehr wichtiges Thema des Weltfußballs, das schockiert, bedrückt und am Ende viele Fragen offen lässt.

Folge 138: WM 2002 – Kahn und DER Fehler

Da saß er am Pfosten von Yokohama, ein Bild für die Götter. Der Titan gefallen. Oliver Kahn, doch nur ein Mensch. Den Schuss, den Traum vom 4. WM-Titel nicht festgehalten. Hätte es im Finale gegen Brasilien sonst wirklich gereicht? Zuvor noch als Deutschlands Rumpelfußballer belächelt, war die DFB-Auswahl in Südkorea und Japan irgendwas der Inbegriff der Turniermannschaft. Beim 8:0 zum Auftakt gegen Saudi-Arabien hieß es noch “letzter Mann ist Torwart”, dann wurde es durchschnittlich und irgendwann brauchte es hinten den Unüberwindbaren.
Irland, Kamerun, Paraguay, USA, Südkorea – Michael Ballack erzielte die entscheidenden Tore, Bernd Schneider schlug als „weißer Brasilianer“ mal Haken, mal Flanken und Miroslav Klose hüpfte durch die Luft. Am Ende war es aber „Kahn der Titan“ und diese eine Szene.
Nachholspiel setzt sich an den anderen Torpfosten und diskutiert über die erste WM-Endrunde in Asien. Warum eigentlich erstmals zwei Gastgeber? Warum sind so viele Favoriten gescheitert? 16 gelbe Karten in einem Spiel und keine für Jeremies, wie geht das? Und wieso hatte Final-Doppeltorschütze Ronaldo eigentlich diese hässliche Frisur? Die Antwort so unglaublich wie die 67. Minute in Yokohama, damals, vor 20 Jahren.

Folge 137: 50 Jahre Olympiastadion München – Der herzerwärmende Kühlschrank

Im Winter kommt der Schnee von allen Seiten, im Sommer verschmilzt Gottes grüne Wiese mit Bayerns blauem Himmel. Nicht nur ein Stadion, vielmehr ein identitätsstiftendes Wahrzeichen mitten in der Stadt. Das für die Sommerspiele 1972 entworfene Olympiastadion ist eine architektonische Sensation. Das charakteristische, transparente Zeltdach wirkt wie die Schaumkrone eines visionären Kunstwerks. Andere sagen, es ist der Olymp von Münchens legendären Fußballgöttern Beckenbauer, Müller und vielen immer noch hungrigen Löwen. Heute stehen Fußballstätten in Gewerbegebieten und sehen aus wie Möbelhäuser. Das Olympiastadion ist mit seinem umliegenden Park eine grüne Oase und eine Mischung aus Freizeitstätte und Freiluftmuseum. Dort, wo heute Rolling Stones und Coldplay Träume fliegen lassen, wurde so viel Fußball-Geschichte geschrieben: Weltmeister 1974, Rekordmeister FC Bayern, das Phantomtor, “Ricken, lupfen jetzt!…“. Eine Folge wie ein Design-Wettbewerb. Was hat sie inspiriert? Was will uns der Künstler damit sagen? Wir haben dem “Oly” einfach ein kleines Denkmal setzen wollen. Zumindest in der Spotify-Playlist spielt es jetzt für die Ewigkeit. Mario, Olli und Hans würden übrigens gerne mal einen Ball auf das Olympiadach bolzen. Würde er jemals wieder runterkommen?

Folge 136: BL-Skandal 1971 – Betrüger wurden betrogen

Obsthändler verdirbt Grillparty! Klingt wie eine Postillon-Überschrift, ist aber wirklich passiert. Horst Gregorio Canellas, Präsident des Bundesligisten Kickers Offenbach, deckte auf seinem 50. Geburtstag den schwersten Bestechungsskandal der Bundesliga-Geschichte auf, in den er selbst involviert war. 18 Spiele waren in der Endphase der Saison 1970/71 gekauft worden. Über 50 Profis aus zehn Vereinen waren beteiligt. Arminia Bielefeld, FC Schalke 04, Kickers Offenbach, 1. FC Köln, Hertha BSC Berlin, Eintracht Braunschweig, VfB Stuttgart, Rot-Weiß Oberhausen, Eintracht Frankfurt, MSV Duisburg. Fast eine Million Mark für Punkte. Für den Geldkoffer mal einige Dinger durchlassen. Ergebnisse kaufen wie auf dem Basar. Der erfolgsverwöhnte deutsche Fußball erlebte seinen Tiefpunkt, da waren Paulo Rink und viele andere EM 2000-Helden noch gar nicht geboren. Nachholspiel schleicht sich auf die legendäre Grillparty und schmeißt Jahre später nochmal den Ghettoblaster des Grauens an.

Folge 135: „Dat erzähl ich meine Enkel“ – Schalkes Eurofighter

Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ist ein einfacher Ohrwurm. „Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon…“. Als launiges Lied im Fanbus geboren, zur legendären Mannschaftshymne des sportlichen One-Hit-Wonders geworden. Schalkes märchenhafte Reise durch Europa in der Saison 1996/97 und die königsblaue Krönung im Mailänder San Siro ist auch 25 Jahre später immer noch nicht zu glauben. Der Außenseiter definierte sich mehr über Mentalität als über Talent. Eine Truppe voller Typen. Büskens, Anderbrügge, Mulder, Wilmots, Thon. Eurofighter! Kaffeefahrt nach Kerkrade, Brügge Schnee und sterben, all inclusive auf Teneriffa, Mailand oder Madrid – Hauptsache wird sind dabei gewesen. Es war aber mehr als ein kollektiver Rausch. Huub Stevens und ein Laptop voller Elfmeter. Jens Lehmann und die Mitte, die keine war und großzügige Großeltern mit vollen Sparschweinen.
Ihr wisst ja, die Null muss stehen, oder wie Mike Büskens so schön sagt: „Winkel oder Eckfahne. Da habe ich mich für den Winkel entschieden.“

Folge 131: 12:0 – die Mutter aller Schützenfeste

Otto Rehhagel war nicht immer „Rehakles“. Er hieß auch mal „Torhagel“, am 29. April 1978, als er als Trainer von Borussia Dortmund 12 Gegentore kassierte und unmittelbar danach gefeuert wurde. Fußball ist verrückt und oft eine von diesen „Das glaubst du nie“-Geschichten. Naja, am Ende ist es passiert und trotzdem irgendwie auch nicht. Borussia Mönchengladbach musste im Fernduell mit Köln zehn Tore aufholen für die Meisterschaft. Jupp Heynckes und seine Kollegen haben tatsächlich noch mehr erzielt, der FC gewann gleichzeitig aber auch hoch beim FC St. Pauli. Das war‘s mit der Pointe. Die Dramatik dahinter und die vielen Kuriositäten beim „Das-Dutzend-ist-voll“-Spiel sind aber erzählenswerter als die Meisterschaft selbst. Also merkt euch den Namen von Dortmunds zweitem Torhüter, hört Jupp Heynckes genau zu und versucht die Reaktion der St.-Pauli-Fans zu verstehen. 12:0?! Hier stimmt doch was nicht! Nachholspiel diesmal offen wie ein Scheunentor.

Folge 130: Phantomtor – das Original! (Gast: Thomas Helmer)

Der Ball war nicht im Tor! Nicht mal am Außennetz wie bei Kießling. Kein Unterlatte-Linie-Flipper-Ding. Der Ball ist am Kasten von Andreas Köpke einfach vorbeigerollt. Unspektakulär. Nicht erwähnenswert. Alle haben es gesehen am 23. April 1994, im Münchner Olympiastadion beim Spiel des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg. Nur Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers und sein Linienrichter Jörg Jablonski nicht. Oder doch? Vor allem der vermeintliche Torschütze Thomas Helmer hätte es zugeben müssen, sagte aber nichts. Oder doch? Ein Kommunikationschaos wie es die Bundesliga noch nicht gesehen hatte, eine Fehlentscheidung für die Geschichtsbücher. Gejubelt hat Thomas Helmer auf jeden Fall nicht. Heute auch nicht, wenn ein Podcast ihn zum Phantomtor anfragt. Fast 30 Jahre später fällt es dem Europameister von 1996 immer noch schwer darüber zu reden. Wenn er es doch damals einfach getan hätte. Der Club wäre vielleicht nicht abgestiegen, Osmers hätte keine Morddrohungen erhalten und Nachholspiel hätte ihn kein zweites Mal angerufen. Tja, jetzt hat er den Salat. Am Ende gab es mit uns dann doch viel zu lachen.

Folge 129: Bobby Charlton – ein Denkmal in Anzug und Krawatte (Gast: Martin Tyler)

Sir Robert “Bobby” Charlton ist der größte Fußballer, den England jemals hatte. Weltmeister 1966, Man-United-Legende mit über 600 Spielen, beidfüßiger Fernschuss-Experte und Frisuren-Trendsetter. Beckham kann alles tragen, aber niemals den “Charlton-Combover”.
Als 20-Jähriger überlebte er die Flugzeugkatastrophe von München 1958 (bestens bekannt aus unserer Folge 27) und wurde schließlich das Gesicht einer traumatisierten Mannschaft, die er Jahre später als Kapitän zum Europapokal-Triumph führen sollte. Nachholspiel muss diesmal eng zusammenrücken, weil die erlebnisreiche Lebensgeschichte kaum in einen Podcast passt. Martin Tyler hat bei uns ja schon über viele Fußballer von der Insel geschwärmt, jetzt müsst ihr die Kommentatoren-Legende mal bei Sir Bobby erleben…