Folge 191: Nachholspiel live in München (Gäste: Didi Hamann und Michael Leopold)

Leute, wir sind immer noch völlig aus dem Häuschen. Was war das für ein fantastischer Abend in unserem Münchener Wohnzimmer. Wir hatten nach unserem letztjährigen Auftritt im ausverkauften Stadion an der Schleißheimer Straße kaum noch an eine „Weiterentwicklung“ geglaubt – dann haben wir Sky-Experte Didi Hamann und Sky-Moderator Michi Leopold eingeladen. Von der Säbener Straße bis zur Anfield Road, übers TV-Studio bis in Lothar Matthäus‘ Hotelzimmer. Mehr Lacher als Striche auf dem Bierdeckel. Taucht ein in die beste Fußballkneipe der Stadt und bestellt an der Bar legendäre Anekdoten: Was passierte wirklich in der Halbzeitpause vom CL-Finale 2005? Warum darf Mario Basler im Bayern-Training nur Fahrradfahren? Wie schickt man Mehmet Scholl vor einem Freistoß weg und wie kann man sich den Musikgeschmack auf der Insel tatsächlich versauen? Chris De Burgh und Didi Hamann sind high on Emotions. Unterhaltsam, menschlich und in Diskutier-Laune, Thomas Tuchel hätte seine wahre Freude. Es gibt exklusive Didi-Liebesbotschaften von Jamie Carragher und Martin Tyler, Ruud Gullit war nie da und an diesem Abend natürlich auch nicht. Dazu noch „Leo“ mit der unglaublichsten Taxifahrer-Geschichte aus Liverpool. Ah, und falls es jemand immer noch nicht gewusst hat: Franz Beckenbauer hat im Deutschen Fußball wirklich immer das letzte Wort.

Folge 190: Bochum im UEFA-Pokal (Gäste: Peter Neururer & Dariusz Wosz)

Der VfL Bochum war zweimal im UEFA-Cup. Im berühmt berüchtigten Party-Viertel Bermuda-Dreieck sind viele Erinnerungen an die größten Vereinserfolge im Rausch verloren gegangen. Also haben wir für Euch mit dieser Folge die besten Anekdoten im Nachholspiel-Gefrierschrank für die Ewigkeit konserviert. Du musst Dariusz Wosz nur anrufen und fragen, ob er kurz den Fernseher im Hintergrund mit Champions League leiser stellt, dann legt er los: Lass Dich von Peter Neururer zum Beispiel nicht mit Cola erwischen. Und wenn, dann sollte zumindest Whisky drin sein, sonst wird es richtig teuer. Trabzonspor, stille Nacht, heilige Nacht. Brügge sehen und vor Langeweile sterben und schließlich in Amsterdam streng genommen mehr am Stadiondach als am Starensemble gescheitert. Zaubermaus Wosz denkt nicht mehr so viel über die legendäre Saison 1997/98 nach, dabei überstrahlen die bunten Kult-Trikots von damals die Klubgeschichte bis heute wie tanzende Regenbögen überm Ruhrgebiet. Peter Neururer ist vor den eigenen Fans und als Trainer gerne mal aus der Reihe getanzt. Wenn er raucht, bitte nicht stören. Wenn er spricht, bitte nur zuhören. 2004 hätte er mit dem VfL das Märchen Europa als grandioser Erzähler gerne um ein Kapitel erweitert, aber bei „Edu“ fängt er immer noch an zu stottern, um dann mit uns gemeinsam zu schmunzeln. Wer Bochum liebt, verknallt sich erneut. Wer Bochum nur kennt, möchte sich im Bermuda-Dreieck verlieren. Es fehlt nur noch Herbert Grönemeyer, aber das war uns dann doch zu kitschig. Man muss dabei gewesen sein oder diese Folge gehört haben. Denn Thema und Gäste haben bei uns wohl noch nie so gut zusammengepasst. 

Folge 189: Die Knappenschmiede (Gäste: Norbert Elgert & Sergio Pinto)

Streng genommen sollte auf dem WM-Pokal, dem Henkelpott oder auf der Meisterschale der Ernst-Kuzorra-Weg 1 eingraviert werden. Erfolg hat immer einen Ursprung und im deutschen Fußball oft die gleiche Adresse: Die Knappenschmiede auf Schalke. Die Abschlussjahrgänge seit 1999 lesen sich wie ein vollgeklebtes Panini-Album: Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Julian Draxler…und das Spiel könnten wir jetzt lange weiterspielen. Das Gütesiegel aus Gelsenkirchen hat internationale Bekanntheit, ist regelrecht zu einer Marke geworden. Deutschlands Talent-Guru Norbert Elgert setzt in seiner Ausbildung seit mehr als 27 Jahren auf Werte wie Dankbarkeit, Ehrlichkeit und Bodenständigkeit. Das also vor allem er am Ende viele Hoffnungsträger entscheidend geformt hat, konnten wir ihm entsprechend nicht aus der Nase ziehen. Auch Sergio Pinto kommt als einer der ersten Absolventen ganz bescheiden daher. Er wurde vielleicht kein Weltmeister, von seiner Karriere würden aber die meisten Talente träumen. Als heutiger Kaderplaner von Greuther Fürth hat er viel gelernt und keine Anekdote über seine Ausbildung vergessen. Die Nachholspiel-Zeitmaschine switcht die Scheinwerfer auf Königsblau und reist durch die Jahreszahlen. Eine Folge über den unterschätzten Joel Matip, den zwischen den Welten dribbelnden Leroy Sané und dann hätten wir noch eine wilde Sau im Taxi von Gelsenkirchen nach Münster. Wir haben für Euch alles rausgeholt. Ihr wisst ja, man muss das Eisen schmieden, so lange es heiß ist.

Folge 188: Francesco Totti – Roms ewige Sehenswürdigkeit

Er war knapp 20 Jahre Kapitän der Roma, wurde Italienischer Meister, Pokalsieger, Torschützenkönig, Spieler des Jahres, Weltmeister und er hat ein Witze-Buch veröffentlicht: die besten Witze über Francesco Totti. Titel gewinnen die meisten unserer Legenden, Humor haben allerdings nur die Wenigsten. Il Capitano und die Rückennummer 10 prägten eine Ära. Gefeiert und bewundert in der Stadt, in der Kaiser und Feldherren in die Geschichte eingegangen sind. Im Alten Rom hätte Sie den „Fantast mit Füßchen“ auf Händen getragen. Totti hätte überall spielen können, er wäre womöglich überall besser als der Rest gewesen. Doch wer bei seiner Verabschiedung ein gesamtes Stadion zum Weinen bringt, hätte als lebendes Denkmal sowieso nirgendwo anders hingepasst. Bei seiner wunderschönen Spielweise konnte eigentlich nur sein wunderschönes, langes Haar mithalten. Totti war ein Jungbrunnen und selbst mit über 40 Jahren noch im besten Fußballeralter. Nach 25 Spielzeiten für die Roma beendete er seine Karriere und hinterlässt Fußstapfen, in denen das Kolosseum wie ein Sandkasten wirkt. Als Funktionär hat er nicht funktioniert, als ewige Boulevard-Schlagzeile umso mehr. Italien liebt Tottis Liebesleben und Italien liebt Totti-Witze. Nachholspiel beleuchtet einen ganz Großen, der immer da war und nie weg sein wird.

Folge 187: 7:4 – Mondlandung auf dem Betzenberg

195 Stunden und 57 Minuten dauerte die Mission von Apollo 11, die des 1. FC Kaiserslautern lediglich 90 Minuten. Ein kleines Zeitfenster für die Raumfahrt, ein großes für die Fußball-Geschichte. „Seppl“ Pirrung machte das Spiel seines Lebens. Erich Ribbeck weinte vor Rührung und der große Fritz Walter schrie vor Freude, dass die ganze Pfalz wackelte. Am 20. Oktober 1973 machte der 1. FC Kaiserslautern sein Jahrhundertspiel. Den meisten unbekannt, ist es die wohl denkwürdigste Niederlage für Goliath gegen David. Die Bayern mit Gerd Müller und Franz Beckenbauer führten mit 4:1, doch Lautern traf sechsmal am Stück. Jedes Tor wie ein surrealer Moment inmitten einer sich anbahnenden, aber nicht wirklich vorstellbaren Sensation. Klaus Toppmöller denkt bis heute jede Woche an dieses Spiel, das seiner Meinung noch höher hätte ausfallen können, wenn der befreiende Abpfiff nicht gewesen wäre. Gut, dass „Toppi“ 2014 gegen Brasilien nicht auf dem Platz stand. Nachholspiel besteigt erstmals die Kultstätte Betzenberg und kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wie klingt eigentlich Fritz Walter? Wer ist dieser Bernd Gersdorff? Warum ein Platzverweis gegen die Bayern nie berechtigt ist? Und was braucht es um eine Legende zu sein, Udo Lattek? Wir suchen vergeblich den hauseigenen Archivar und finden eine Folge voller Namen, Anekdoten und – na klar – Tore!

Folge 186: NRW-Tour – Behind the Scenes (Gäste: Jonas Hector, Michael Reschke, Gregor Ryl)

Es sind die großen Vereine, Borussia Dortmund, 1. FC Köln, ASEC Mimosa und die Geschichten, wo nur der Transfermarkt.de schreibt. Wer will schon DFB-Museum, wenn er DB-Momente haben kann? Boavista Bistro, WLAN-United, echte Liebe auf dem Weg nach Dortmund. Unsere drei Schienenspieler glänzen zwischen Gleis 4 und 5 mit intelligenter Verbal-Verlagerung und auf der Bühne mit reaktionsschneller Verspätung. Holding Nix, nur am Merch-Stand ist diesmal wirklich nichts hängen geblieben. „Live“ is hard, Graugänse sind keine Rudeltiere und Julian Brandt ist zu unserer Mannschaftssitzung erst gar nicht aufgetaucht. Gregor Ryl kann Kalauer und kennt Kevins. In Köln gab es große Gäste und kleine Gläser. Fußballgott Jonas Hector konnte sich endlich mal einen reinstellen und trotzdem fühlt sich Michael Reschke als Gewinner des Abends. Steigt ein in den Nachholspiel-Nightliner. Denn unser Podcast ist keine brotlose Kunst. Hectors Bananenbrot gewürzt mit Rechkes Salz und Pfeffer…einfach nur lecker!

Folge 185: Der legendäre UI-Cup

Bei dem unmöglichen Wort UEFA-Wettbewerbs-Modus wacht Hans nachts schweißgebadet auf. Nun hat er seinen Endgegner gefunden: UEFA-Intertoto-Cup klingt so süß, lässt den Keilriemen deines Mannschaftsbusses aber laut aufheulen. Beim umstrittensten und obendrein sinnloseste Pokal gab es am Ende noch nicht mal einen Pokal, dafür die volle Kilometerpauschale.

Mean Tweets #1 „Trainer, die diesen Cup befürworten, gehören sofort entlassen“ – Erich Ribbeck

Die Schweinetour durch Europa war ursprünglich in der Sommerpause als internationales Erlebnis für die kleinen Klubs und als Cashcow für die Toto-Gesellschaften geschaffen worden. Das abwechslungsreiche Spiel „Stadt, Land, Fußball“ ließ dich als Fan ganz neue Sprachen und Stadien entdecken. Dacia Chisinau hieß nicht der neue Trikotsponsor vom HSV sondern der Gegner im fernen Moldawien. Der Knaller wurde natürlich im Internet gezeigt. Allerdings nur da, weil kein deutscher Fernsehsender Bock auf die Übertragung hatte.

Mean Tweets #2 „Bochum ist im nächsten Jahr in der Champions League und wir spielen im Döner-Cup. Da können wir wieder den ganzen Nahen Osten bereisen“ – Rudi Assauer

Die berühmt, berüchtigte Hintertür in den UEFA-Cup kommt uns aber viel zu mies weg. Bei keinem anderen Wettbewerb gab es so viele Sieger auf einmal. Kein anderer Wettbewerb hat sich in so viele Nachholspiel-Folgen geschlichen, ohne das wir es gemerkt hatten. Kein anderer Wettbewerb hat den Riesen Daniel van Buyten mit einer gefühlten Teilnehmerurkunde wie einen glücklichen kleinen Jungen bei der Einschulung aussehen lassen. Ach, UI-Cup, komm zurück und bring das Hasseröder-Hallenmasters gleich mit.

Mean Tweets #3 „Wer daran teilnimmt, für den ist die Saison von vornherein verkorkst“ – Uli Hoeneß

Der FC Bayern war nie auf dem kleinen internationalem Spielplatz und hat damit wohl viel verpasst. Das ist nach dieser Folge auf jeden Fall unser Eindruck.

Folge 184: Deutsche Meisterschaft 1922 – das endlose Endspiel

Ein Spiel wie „Wetten, dass…?!“: „Die nachfolgende Siegerehrung verschiebt sich um weitere 10 Minuten“ hätte in Dauerschleife durch die Stadionlautsprecher schallen müssen. Der 1. FC Nürnberg und der Hamburger SV tragen die Deutsche Meisterschaft aus. 2:2 nach 90 Minuten. Ab in die Verlängerung. Wir kennen das und am Ende gewinnt Deutschland im Elfmeterschießen, nur das es den entscheidenden Schlusspunkt 1922 noch nicht gab! Also durchziehen, bis einer weint. Kein Sieger nach 120, 150, 160 Minuten. Der Schiedsrichter ließ sich zwischendurch massieren, den Berichterstattern ging das Papier aus. Zwischen Grätschen und Krämpfen: warten, bis der Arzt kommt. Das womöglich kurioseste Konstrukt des Regelwerks hätte eine prima Außenwette abgegeben. Bei „Wetten, dass…!?“ pochte das „heute Journal“ auf Sendezeit. Im endlosen Endspiel fehlte schlichtweg das Flutlicht. Man muss es eben gesehen haben, um es zu verstehen. Und das war für alle Beteiligten nach 189 Minuten schließlich die Erlösung. Das Wiederholungsspiel sollte nicht weniger geschichtsträchtig werden: Spielabbruch wegen Spielermangel, aber immer noch kein Sieger. Streng genommen bis heute. Ach ja, die Meistertrophäe ist übrigens auch verschwunden. Viktoria Secret! In der Nachbetrachtung ist diese Meisterschaft irgendwie ein Hauch von Nichts. Nachholspiel reist weit in der Zeit zurück. Humorvoll und stets historisch einordnend. Der HSV der Vorkriegszeit steht auch für das Sturm-Duo Halvorsen und Harder. Im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte wurde aus ihrer Freundschaft eine Feindschaft.

Folge 183: Ronaldinho – der Zirkus ist in der Stadt

Brasilien hat unzählige Offensivkünstler hervorgebracht und einen verspielten, dauergrinsenden Seelöwen, der das Bernabeu einst wie eine zu klein geratene Badewanne überlaufen ließ. Ronaldinho klingt nach Looping, nach Spaß, nach etwas Unberechenbarem. Seine genialen Zaubertricks, die optischen Täuschungen und seine alles überstrahlende Zahnreihe machten ihn zu einem magischen Momentum. Der damals blasse FC Barcelona wollte eigentlich David Beckham für den Glamour-Faktor. Doch dieser hätte dem jungen Lionel Messi wohl nur flanken und föhnen beigebracht. Auch wegen Ronaldinho wurde Messi zum besten Fussballer des Planeten – das würde ihm als Karriere-Krone für Barcas Tiki-Taka-Thron schon genügen, aber er war wie sein berühmter Elastico-Signature-Move spektakulärer. Ronaldinho trickste auf dem Platz und fernab dessen. Immerhin konnte er auch im Gefängnis die Massen bzw. Insassen verzaubern. Nachholspiel meets Joga Bonito bis zum Schleudertrauma. Endlich die Legenden-Folge, auf die bis auf Sergio Ramos alle gewartet haben.

Folge 182: UEFA-Cup-Finale 2001 – ein Rausch in Rot

Deportivo Alavés kennen nur Fußballnerds. In Liverpool dagegen kennt den spanischen Klub jeder: Dortmunder Westfalenstadion. Ein lang ersehnter Titel, ein Drama, ein Eigentor in der 117. Minute – das einzige Golden Goal, das ein Europapokal-Finale entschieden hat. Das allein würde Nachholspiel schon reichen. Acht weitere Tore kamen noch on Top. Nostalgiker finden heute auf Kicker.de in der Alavés-Aufstellung fast nur Unbekannte. Cosmin Contra, Rumäniens bekannteste Alliteration lässt sich leicht merken. Die anderen Helden sind Platzhalter ohne Foto. No-Names schrieben gesichtslos Geschichte. Liverpool war kein Top-Team, beim Verlesen der Startelf klingelt’s jedoch sehr oft im Kopf. Hyypiä, Carragher, Gerrard, Hamann, Owen – vier Jahre später sollte der Kern dieser Mannschaft in Istanbul das Prinzip von zwei Halbzeiten innerhalb von sechs Minuten legendär aufladen. Alavés konnte kicken und kämpfen. Unter anderem Inter Mailand geschlagen und Kaiserslautern auseinandergenommen, beste Voraussetzung für den Wahnsinn in Dortmund. Denn die Endspiel-Statistik sollte einem Startup-Flip-Chart gleichen: Viele Namen, viele Zahlen, viel Chaos. Keine Sorge, Markus Babbel und Didi Hamann – you’ll never walk alone! Nachholspiel bringt Ordnung rein, sucht den nächsten Robbie Fowler, spielt Pokal-Pingpong und analysiert Jordi Cruyffs Vater-Sohn-Beziehung.