Folge 184: Deutsche Meisterschaft 1922 – das endlose Endspiel

Ein Spiel wie „Wetten, dass…?!“: „Die nachfolgende Siegerehrung verschiebt sich um weitere 10 Minuten“ hätte in Dauerschleife durch die Stadionlautsprecher schallen müssen. Der 1. FC Nürnberg und der Hamburger SV tragen die Deutsche Meisterschaft aus. 2:2 nach 90 Minuten. Ab in die Verlängerung. Wir kennen das und am Ende gewinnt Deutschland im Elfmeterschießen, nur das es den entscheidenden Schlusspunkt 1922 noch nicht gab! Also durchziehen, bis einer weint. Kein Sieger nach 120, 150, 160 Minuten. Der Schiedsrichter ließ sich zwischendurch massieren, den Berichterstattern ging das Papier aus. Zwischen Grätschen und Krämpfen: warten, bis der Arzt kommt. Das womöglich kurioseste Konstrukt des Regelwerks hätte eine prima Außenwette abgegeben. Bei „Wetten, dass…!?“ pochte das „heute Journal“ auf Sendezeit. Im endlosen Endspiel fehlte schlichtweg das Flutlicht. Man muss es eben gesehen haben, um es zu verstehen. Und das war für alle Beteiligten nach 189 Minuten schließlich die Erlösung. Das Wiederholungsspiel sollte nicht weniger geschichtsträchtig werden: Spielabbruch wegen Spielermangel, aber immer noch kein Sieger. Streng genommen bis heute. Ach ja, die Meistertrophäe ist übrigens auch verschwunden. Viktoria Secret! In der Nachbetrachtung ist diese Meisterschaft irgendwie ein Hauch von Nichts. Nachholspiel reist weit in der Zeit zurück. Humorvoll und stets historisch einordnend. Der HSV der Vorkriegszeit steht auch für das Sturm-Duo Halvorsen und Harder. Im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte wurde aus ihrer Freundschaft eine Feindschaft.