Folge 177: Die Schande von Gijón – Geschichte geschoben

Deutschland hat den Fußball wie kaum eine andere Nation geprägt. Viermal Weltmeister, Walter Frosch, Goleo und dank der „DFB-Helden“ wie Toni Schumacher, Paul Breitner oder Karl-Heinz Rummenigge werden seither die letzten Vorrundenspiele großer Turniere zeitgleich ausgetragen. Kommt uns spanisch vor!
Schiebung ist die große Schwester von Ball-Geschiebe und das hat Deutschland mit seinem kleinen Bruder Österreich nicht im Innenhof, sondern im entscheidenden Gruppenspiel der Weltmeisterschaft in Spanien 1982 ganz neu interpretiert. Nach der Führung von Horst Hrubesch verständigten sich beide Teams die restlichen 80 Minuten auf einen „Nichtangriffspakt“. Hand in Hand in die nächste Runde. Die Passquote von 90% unterstreicht auf lächerliche Art und Weise den Staatsakt der Dreistigkeit. Das langweiligste Fußballspiel der Welt ist ein ganz dunkles Kapitel der DFB-Historie und einer der größten Skandale auf einer WM-Bühne. True-Crime-Nachholspiel betritt den Walk of Shame und dirigiert das Pfeifkonzert der Stehgeiger. Wir lassen die Geldscheine wedeln und machen den Spiel- zum Polizeibericht. Wir klären, wie die internationale Presse in der Schande eine Sternstunde feierte, warum letztlich Tante Käthe und nicht Tante Frieda zu Hause Zirkus machte, wen das betrogene Algerien trotzdem noch lieb hat und wie wichtig die richtige Betonung sein kann („Spiel ruhig, Lothar!“, hätte so in die Hose gehen können). Wir haben das Thema wie den Ball von Gijon seit Jahren hin- und hergeschoben. Jetzt ist das Ding endlich im Giftschrank.