Folge 175: TSV Vestenbergsgreuth – richtig, wir sind’s! (Gast: Roland Stein)

Falls es einer noch nicht wusste: Tempo steht für Taschentücher, Nutella für Schoko-Aufstrich und Vestenbergsgreuth ist das Synonym für Pokal-Sensationen. Seit dem 14. August 1994 ist die Gemeinde im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt das Fußballmärchen, das vor jeder ersten Pokalrunde gerne erzählt wird. Es waren mal die Amateure gegen den Rekordmeister FC Bayern. Trapattoni auf der Bank, Kahn, Matthäus, Papin auf dem Platz. Beim TSV Vestenbergsgreuth wurde dagegen am Nachmittag noch ein Kaffeekränzchen abgehalten, das hatte Tradition vor großen Spielen. Roland Stein, ein 21-jähriger Betriebsschlosser, der auf dem ausgebauten Dachboden seiner Eltern wohnte, sollte nach dem Spiel seinen Chef Helmut Hack anrufen, dass er am nächsten Tag nicht zur Arbeit kommen kann. Die 43. Minute hat er sich zwar nicht auf den Unterarm tätowiert, sein Jubel und der ins leere schauende Oliver Kahn sind allerdings bis heute auf seinem Handy als Hintergrundbild verewigt. Der Titan als nostalgische Pushnachricht, das Wunder lebt weiter, immer weiter. Roland ist womöglich der bescheidenste Bayern-Bezwinger, den wir kennenlernen durften. Aber auch der abgeklärteste. Sein Gegenspieler war Weltmeister Jorginho und Matthäus hat er beim Treffer auch höchstens peripher wahrgenommen. Ist ja auch schon lange her. Und da überrascht es auch nicht, dass sein Pokal-Knaller natürlich nicht das schönste Tor seiner Karriere war. Vielleicht auch, weil es in Rolands Leben wichtigere Dinge als den Fußball gab. Märchenstunde bei Nachholspiel. Mit den haarigen Ungeheuern Harry Koch Wolfgang Rolff und Wolfgang Petry auf einem Foto. Vom Schweinestall zum FC Schweinfurt und wenn die French Open nicht irgendwann beendet sind, lebt Mario noch heute mit Eurosport-Kommentator Matthias Stach in einem Büro voller Tennisbälle.